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Bio-Siegel und ihre Bedeutung

Demeter, Bioland und Naturland. Falls Sie Lebensmittel aus biologischer Erzeugung herstellen, haben Sie von diesen Bio-Siegeln bestimmt schon gehört. Seit Jahren sprießen neue Zertifizierungen aus dem Boden, sodass selbst bewusste Konsumenten keinen Überblick mehr darüber haben, welches Siegel wofür steht. Es gibt nicht das eine besondere Siegel. Stattdessen können Sie Ihre Waren mit vielen unterschiedlichen Zertifizierungen auszeichnen lassen. Dafür müssen jeweils andere Anforderungen erfüllt werden. Welches Siegel passt zu Ihren Produkten? Wir bringen Ordnung ins Bio-Siegel-Chaos.

Lebensmittel mit Bio-Siegel werden immer beliebter

Falls Sie Bio-Lebensmittel produzieren, sollten sie deshalb auf jeden Fall über eine mögliche Zertifizierung nachdenken. Das kann nämlich Ihre Umsätze steigern. Im Lebensmittelhandel greifen die Menschen immer häufiger zu Produkten mit Bio- oder Fairtrade-Siegel. Das gibt ein gutes Gefühl – und damit schmeckt es doch gleich viel besser. Obwohl viele über die Hintergründe und Anforderungen der verschiedenen Siegel gar nicht Bescheid wissen, wird regelmäßig ins Bio-Regal gegriffen. Haben Sie Waren aus biologischer Erzeugung in Ihrem Sortiment? Dann ist die Zertifizierung eine gute Option für Sie.

Immer mehr Siegel werden auf Verpackungen abgedruckt. Allein in Deutschland gibt es über 100 verschiedene Lebensmittelsiegel, die Auskunft über Speisen und Getränke sowie deren Produktion geben sollen. Die bekanntesten Bio-Siegel sind:

  • Demeter,
  • Bioland,
  • Naturland,
  • Biopark,
  • Ecoland sowie
  • das EU-Bio-Siegel.

Mittlerweile entwickeln sogar Einzelhandelsketten ihre eigenen Siegel, um damit bestimmte Waren im Regal hervorzuheben. Dadurch finden sich selbst im Discounter-Regal Produkte mit biologischer Herkunft nach unterschiedlichen Regeln. Welches Siegel kommt für Ihre Produkte infrage? Wir von Ehlert zeigen Ihnen, welche Anforderungen jeweils erfüllt werden müssen.

Das EU-Siegel – Mindeststandards nach der Öko-Verordnung

Das EU-Bio-Siegel ist sehr bekannt. Die weißen, blattförmig angerichteten Sterne auf grünem Untergrund zieren die Verpackungen verschiedener Lebensmittel. Das Siegel bestätigt die Erfüllung der strengen EU-Vorschriften für den ökologischen Landbau. Seit 2010 muss es auf vorverpackten Bio-Lebensmitteln aus der EU vorhanden sein. Die Zertifizierung besteht nicht nur aus dem Logo, sondern besitzt zwei Zusätze: eine Codenummer mit der Öko-Kontrollstelle sowie die Herkunftsangabe der verwendeten Zutaten (aus EU-Landwirtschaft oder Nicht-EU-Landwirtschaft). Um Lebensmittel mit dem EU-Bio-Siegel auszeichnen zu dürfen, müssen folgende Kriterien erfüllt werden:

  • Es muss auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet werden.
  • Die Lebensmittel dürfen nicht mit Gentechnik in Verbindung gebracht werden.
  • Für die Verarbeitung sind maximal 53 verschiedene Zusatzstoffe
  • Bei der Tierhaltung müssen die vorgegebene Anzahl der Tiere pro Hektar Lebensraum sowie die artgerechte Haltungsform eingehalten werden.
  • Tiere, die zur Lebensmittelproduktion genutzt werden, dürfen ausschließlich mit biologischen Futtermitteln gefüttert werden. Der Einsatz vorbeugender Antibiotika ist untersagt.
  • Ein Lebensmittel muss diese Kriterien mindestens zu 95 % nachweislich erfüllen, um zertifiziert zu werden.

Können Sie die Anforderungen erfüllen? Für die Überprüfung sind die speziellen Öko-Kontrollstellen in Deutschland verantwortlich. Dort müssen Sie sich als Erzeuger anmelden und die ökologischen Aspekte sowie die mögliche Rückverfolgbarkeit nachweisen. Außerdem ist es wichtig, dass die biologischen Produkte während der Produktion auf keinen Fall mit nicht-biologischen vermischt werden.

Bioland: Der größte ökologische Anbauverband Deutschlands

Ein weiteres Siegel ist das von Bioland. Es wird vom Bioland-Anbauverband vergeben und ist eines der führenden. Es wird neben Lebensmitteln für uns Menschen gleichermaßen im Bereich Pflanzen und Tierfuttermittel vergeben. Bei Bioland stehen nicht nur Herkunft und Produktion im Vordergrund, sondern auch ein ökologischer Kreislauf. Das bedeutet, dass die zertifizierten Betriebe ihre Ressourcen clever einsetzen: Tierdung wird dabei unter anderem als Dünger auf den bewirtschafteten Feldern ausgebracht. Für eine Zertifizierung müssen folgende Aspekte erfüllt werden:

  • Der gesamte Betrieb ist „Bio“.
  • Die Anzahl der Tiere pro Hektar wird nach den Vorgaben von Bioland reduziert.
  • Ein artgerechter Auslauf für Legehennen sowie Weidegang für Rinder stehen an der Tagesordnung.
  • Das Tierfutter stammt zu 50 % aus dem eigenen Betrieb und zu 100 % aus biologischer Herstellung.
  • Der Transport von Nutztieren dauert höchsten 4 Stunden. Die jeweilige Entfernung liegt nicht über 200 Kilometern.
  • Die Düngemenge ist kontrolliert und gemäß der Vorgaben reduziert.

Außerdem sind bei der Weiterverarbeitung von Lebensmitteln nur 22 Zusatzstoffe zugelassen. Diese Kriterien machen das Bioland-Siegel zu einer höherwertigen Zertifizierung. Insbesondere im Bereich des Tierwohls werden hier andere Maßstäbe gesetzt als beim EU-Siegel. Das kann Sie als Produzent vor einige Hürden stellen. Aber je nach Produkt und Zielgruppe rentiert sich das Siegel auf der Verpackung für Sie.

Das Demeter-Siegel: Anspruchsvoll hinsichtlich der Nachhaltigkeitsaspekte

Schon seit 1924 besteht der Demeter e. V. und stellt biologische Richtlinien zur Herkunft und Produktion von Lebensmitteln auf. Zum Anbauverband gehören in Deutschland rund 1.700 Landwirte mit 93.000 Hektar Fläche. Das Siegel bezieht sich nicht nur auf Lebensmittel, sondern zusätzlich auf kosmetische Artikel. Die Richtlinien für eine Umstellung sind strikt und fallen umfassender aus als beim Bioland Siegel.

  • Der gesamte Betrieb muss umgestellt und ausschließlich biologisch dynamisch bewirtschaftet werden.
  • Für landwirtschaftliche Betriebe ist die Tierhaltung obligatorisch: Mindestens 0,2 Nutztiere pro Hektar sind vorgeschrieben. Alternativ ist die Kooperation mit einem anderen Demeter-Betrieb oder eine intensive Kompostwirtschaft möglich.
  • Die Tierwohlanforderungen sind hoch. Anders als bei der EU-Öko-Verordnung ist die Enthornung von Tieren nicht erlaubt. Enthornte Tiere dürfen nur unter bestimmten Regelungen auf den Betrieben gehalten werden.
  • Das Tierfutter muss zu 100 % Biofutter sein und zu mindestens 50 % vom eigenen Betrieb oder einer Demeter-Kooperation stammen. Je nach Tierart ist eine Mindestmenge für die Verfütterung von Öko-Futter vorgegeben. Die ausschließliche Fütterung von Silage ist nicht vorgesehen.
  • Während der Sommermonate erhalten die Tiere mindestens 50 % Grünfutter, am besten durch Weidegang. Im Winter soll – wenn möglich – Heu gefüttert werden.
  • Bei der Verarbeitung von Lebensmitteln müssen mindestens 90 % der Zutaten aus der Demeter-Herstellung stammen. Außerdem darf es keine versteckten Zutaten auf der Verpackungsdeklaration geben.

Hierbei handelt es sich lediglich um einen Teil der Regelungen, die ein Demeter-Betrieb einhalten muss. Das Siegel erfordert ein hohes Maß an ökologischem Denken und Handeln. Für eine Umstellung muss in Ihrem Betrieb einiges geleistet werden. Deshalb ist die Umstellung für viele Unternehmen nicht realisierbar.

Naturland – Beachtung sozialer Aspekte

Mit der Entstehung des Naturland-Labels sollte 1982 der weltweite ökologische Landbau gefördert werden. Mittlerweile gehört Naturland mit mehr als 65.000 Erzeugern zu einem der größten Ökoverbände auf der ganzen Welt. Auch dieses Siegel verlangt mehr als die EU-Bio-Verordnung:

  • Der gesamte Betrieb muss auf Bio umstellen,
  • die Düngemenge ist beschränkt,
  • Tiere erhalten pro Hektar mehr Fläche und Weidegang bzw. Auslauf,
  • Transporte dürfen höchstens 8 Stunden dauern,
  • 50 % der Futtermittel müssen aus dem eigenen Betrieb stammen,
  • zur Lebensmittelverarbeitung sind lediglich 22 Zusatzstoffe zugelassen.
  • Außerdem bietet Naturland ein Zusatz-Siegel an. Die Naturland Fair-Zertifizierung sichert Sozialrichtlinien, Handelsbeziehungen, Regionalität, fairen Handel und weitere soziale Aspekte. Das hebt das Siegel von den übrigen ab und verleiht Naturland ein Alleinstellungsmerkmal.

Welches Bio-Siegel ist das richtige?

Diese Frage steht im Raum, wenn Sie sich für eine mögliche Zertifizierung interessieren. Das EU-Siegel ist mit weniger Umstellungsaufwand zu erreichen und stellt somit die einfachste Möglichkeit dar, Lebensmittel mit einem Bio-Siegel auszuzeichnen. Je nach Produkt, Zielgruppe und Unternehmensphilosophie kann sich aber auch eine größere Umstellung lohnen. Haben Sie Fragen rund um das Thema Bio? Wir sind stolz, dass wir im Bereich der Gewürze & Gewürzmischungen selbst von der Prüfgesellschaft Ökologischer Landbau zertifiziert wurden. Gerne beraten wir Sie zu einem möglichen Umstieg und beantworten Ihre Fragen.

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