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6. Oktober 2023

Grüne Gentechnik – Wie steht’s um die Debatte?

Was bezeichnet der Begriff „Grüne Gentechnik“? Gemeint ist nicht etwa ein besonders ökologisches Verfahren der Gentechnik. Vielmehr bezeichnet der Farbzusatz […]

Was bezeichnet der Begriff „Grüne Gentechnik“?

Gemeint ist nicht etwa ein besonders ökologisches Verfahren der Gentechnik. Vielmehr bezeichnet der Farbzusatz das Aufgabengebiet der Technik: gentechnische Verfahren im Bereich der Pflanzenzüchtung. Ziel ist es, Pflanzen mit bestimmten Eigenschaften zu erzeugen. In Bezug auf die ökologischen Herausforderungen sind hier besonders resistente Nutzpflanzen von Interesse, weswegen man auch von Agrogentechnik spricht.

Klassische und moderne Verfahren der Grünen Gentechnik

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, mit denen man Einfluss auf die Erbmerkmale pflanzlicher DNA nehmen kann. In Bezug auf die Verfahren, die zwecks Übertragung der gewünschten Gene in eine bestimmte Zelle durchgeführt werden, wird zwischen klassischen und modernen Möglichkeiten unterschieden. Genetische Veränderungen können beispielsweise über die folgenden Wege erreicht werden:

  • Agrobakterium-Methode: Eine klassische Technik, die ein natürlich vorkommendes Bodenbakterium und dessen Eigenschaft Erbgut zu verändern nutzt. Dies geschieht über sogenannte Plasmide, die in die andere Zelle eindringen und das Erbmaterial übertragen.

  • Genkanone: Hierbei wird die gewünschte Erbinformation buchstäblich in die Pflanzenzelle geschossen. Für die Übertragung werden kleinste Partikel mit der entsprechenden DNA beladen und mit hohem Druck in die Pflanzenzelle befördert. Auch dieses Verfahren zählt zum klassischen Vorgehen der Grünen Gentechnik.

  • Genomeditierung: „Genscheren“ wie CRISPR/Cas9 machen sehr präzise Veränderungen des Erbguts möglich. Das Genome-Editing bezeichnet eine moderne Gentechnikmethode, mit der zielgerichtet ausgewählte Gene deaktiviert, verändert oder neue Erbinformationen eingefügt werden können. Hierfür wird Genome-Editing-Werkzeug in die Zelle integriert, wo es gezielt Sequenzen im Chromosomensatz identifiziert und verändert.

Veränderte Sachlage durch neue genomische Verfahren

Ein entscheidender Unterschied zwischen den klassischen Verfahren und der Genomeditierung besteht vor allem in Bezug auf deren Präzision und Effizienz. Und genau das stellt auch die Grundlage für die aktuelle Debatte dar.

Aufwendig und problematisch bei den klassischen Verfahren ist, dass sie vergleichsweise ungerichtet passieren. Der genaue Ort sowie die Häufigkeit der eingeschleusten Veränderung ist schwer kontrollierbar. Daraus resultiert, dass der Prozess zu einem gewissen Grad nicht nur unvorhersehbar, sondern damit einhergehend auch zeitintensiv ist: Denn wo genau die Modifizierung in der DNA vorgenommen wird, nimmt Einfluss auf die Funktionstüchtigkeit des Gens und auch darauf, ob andere Merkmale der Pflanze davon beeinflusst werden. Das Resultat: Eine aufwendige Suche nach der Zelle, bei der es so funktioniert hat, wie es sollte. Gleichzeitig kann die Effizienz der Transformation, d. h. die Anzahl der Pflanzenzellen, bei denen die Integration erfolgreich gelungen ist, bei manchen Pflanzenarten und -sorten recht niedrig sein.

Das Genome-Editing, insbesondere die Technologie CRISPR/Cas9, hat die biologische Forschung in den letzten Jahren revolutioniert. Die Hauptvorteile der einschneidenden Innovation liegen in der Fähigkeit, zunehmend kontrollierte Veränderungen mit deutlich mehr Präzision vorzunehmen. Die Bearbeitungsmethode glänzt dabei auch dadurch, dass die Mutationen vielseitig, vergleichsweise einfach, kosteneffizient und schnell durchgeführt werden können. Zusätzlich können durch die erhöhte Präzision ungewollte Nebeneffekte bei der Genveränderung, insbesondere im Vergleich zu älteren Methoden, zwar nicht völlig ausgeschlossen, aber stark reduziert werden.

Welche Änderung steht zur Debatte? Und warum?

Um die Landwirtschaft gegenüber vielseitigen Faktoren widerstandsfähiger zu machen, sollen die strengen Vorgaben für genetisch modifizierte Nutzpflanzen gelockert werden. Dabei geht es vor allem darum, die Möglichkeiten der modernen Verfahren effektiv zu nutzen, um der Landwirtschaft robuste und ertragreiche Nutzpflanzen zur Verfügung zu stellen – in kürzester Zeit.

Gentechnische Verfahren in der Pflanzenzüchtung unterliegen in der EU strengen Regeln. Allerdings können mithilfe des Genom-Editings auch solche Mutationen gezielt durchgeführt werden, die den Ergebnissen natürlicher Veränderungen oder konventioneller Züchtungsmethoden wie Kreuzung oder Auslese entsprechen. Verfahren also, die nicht unter die strengen Regularien für Gentechnik fallen. Zugleich lassen diese Ergebnisse unter der Zuhilfenahme von „Genscheren“ schneller und effizienter erreichen.

Bei der konventionellen Züchtung wird über den Einsatz von Chemikalien oder Strahlung eine zufällige Mutation hervorgerufen – und im Anschluss nach vorteilhaften Eigenschaften selektiert. Danach wird so lange weitergezüchtet, bis die Veränderung die gewünschte Ausprägung erreicht hat.

Die neuen Gentechnikverfahren ermöglichen nun gleiche Resultate wie sie in der Natur oder durch konventionelle Pflanzenzüchtung entstehen, nur erheblich schneller. Diesbezüglich steht jetzt das Vorhaben im Raum, die Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel, die auf gentechnischen Veränderungen dieses Ausmaßes fußen, zu streichen.

Diskussionspunkte zur Grünen Gentechnik

Die Möglichkeiten und Aussichten Grüner Gentechnik finden starke Befürworter wie auch Gegner. Einige prominente Kernaspekte in der Debatte um die Grüne Gentechnik sind im Folgenden umrissen:

Gesundheit und Sicherheit

  • Viele Menschen fürchten beim Verzehr genmodifizierter Lebensmittel gesundheitliche Folgen. So heben Gegner die unbekannten Risiken und die Möglichkeit langfristiger negativer Auswirkungen beim Verzehr solcher Lebensmittel hervor. Sie befürchten zudem vermehrte allergische Reaktionen oder andere unerwünschte Nebeneffekte.

  • Befürworter betonen indes, dass keinerlei Anzeichen für negative gesundheitliche Auswirkungen bestehen. Sollten sie auftreten, wäre dies eher auf eine mangelhafte Prüfung als per-se auf die Technik zurückzuführen. Stattdessen ermöglichen es die neuen Methoden vielmehr, gezielt Pflanzen zu züchten, die weniger allergen sind – oder sogar einen besseren Nährstoffgehalt aufweisen.

Natur und Umwelt

  • Mit dem zwingenden Ziel einer modernen, zukunftsgerichteten und nachhaltigen Landwirtschaft argumentieren Fürsprecher gentechnischer Verfahren insbesondere mit den ökologischen Vorteilen, die sich hierdurch ergeben. Durch widerstandfähigere Pflanzen ließe sich eine bessere Umweltbilanz erreichen: Eine optimierte Trockenheitsresistenz bedeutet beispielsweise weniger Wasserverbrauch, Immunität gegen Schädlinge weniger Pestizide in der Natur.

  • Gegner der Grünen Gentechnik führen das unkalkulierbare Umweltrisiko an, dass sich hierdurch ergebe: Man könne nicht wissen, welche unerwünschten Effekte aus den Modifikationen entstünden und in welcher Weise sich diese auf das gesamte Ökosystem auswirken – Pflanzen, Insekten und andere Tiere. Durch die verbesserte Anpassungsfähigkeit drohe anderen Pflanzenarten zudem die Verdrängung, wodurch die Gefahr einer verminderten Biodiversität besteht.

Wirtschaft und Soziales

  • Kritiker befürchten, dass es über eine vereinfachte Zulassung genetisch modifizierter Pflanzenarten zu einer Monopolstellung von Großkonzernen kommt. Lockere man die strengen Regularien, erhöhe man auch den Einfluss multinationaler Player, beispielsweise in Bezug auf Saatgutrechte. Hierdurch würden insbesondere Landwirte in Abhängigkeiten gezwungen und Kleinbauern finanziell belastet.

Zusätzlich wird darauf hingewiesen, dass eine reduzierte Kennzeichnungspflicht mit einer verringerten Entscheidungsfreiheit für Verbraucher einhergeht. Wer nicht weiß, was drin ist, kann sich auch nicht bewusst für oder gegen etwas entscheiden.

  • Da die Verfahren der Genomeditierung vergleichsweise einfach und kostengünstig sind, führen ihre Befürworter hingegen an, dass die neuen Technologien dazu beitragen, den Einfluss von Großkonzernen zu mindern. Selbst kleine Unternehmen oder Institute würden von der Technik profitieren und infolgedessen unabhängiger. So werde die Wettbewerbsfähigkeit nicht eingeschränkt, sondern erhöht.

Ernährungssicherheit und Ethik

  • Verfechter sehen das immense Potenzial, das sich mit den Möglichkeiten der Grünen Gentechnik zur Bekämpfung der weltweiten Nahrungsmittelknappheit zeigt. Ob zur Steigerung der Ernteerträge, der Abwehr von Pflanzenschäden oder für eine verbesserte Nährstoffbilanz von Pflanzen – in den Innovationen der Gentechnik wird die Chance gesehen, den vielen Herausforderungen der Ernährungssicherung zu begegnen.

  • Gegner argumentieren diesbezüglich, dass die weltweite Ernährungssicherheit nicht nur eine Frage der Ertragssteigerung, sondern auch des Zugangs und der Verteilung sei. Auch eine erhöhte Gesamtproduktion gebe keinerlei Garantie, dass Lebensmittel dort ankommen, wo sie benötigt werden. Hier wird abermals vor der Abhängigkeit von Großkonzernen, dem Verlust traditioneller Anbaumethoden, verringerter Biodiversität und einhergehend verminderter Resilienz lokaler Versorgungssysteme gewarnt.

Wohin geht’s?

Die Debatte um Grüne Gentechnik wird angeregt geführt. Während auf der einen Seite auf das unschätzbare Potenzial sowie die Ähnlichkeit zu konventionellen Züchtungsmethoden verwiesen wird, betont die andere Seite die Risiken für Umwelt, Wirtschaft und mangelnde Transparenz.

Die Grüne Gentechnik ist zweifellos ein mächtiges Werkzeug, das die Chance birgt, Antworten auf einige der drängendsten Herausforderungen unserer Zeit zu liefern. Die Debatte zeigt jedoch, dass ihre Nutzung sorgfältiger Abwägung und Prüfung bedarf. Unabhängig von der Positionierung zur Gentechnik ist eins jedoch gewiss: Die Landwirtschaft braucht zeitnah pragmatische Ansätze, damit sie sich nachhaltig für die bestehenden und zukünftigen Herausforderungen wappnen kann.

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